Merkel: Wachsende Rolle des Umweltschutzes beim wirtschaftlichen Wiederaufbau in Mittel- und Osteuropa - Direkte Firmenkooperationen zwischen Ost und West sind aktive Hilfe zur Selbsthilfe
    "Der in Gang gekommene Prozeß des Wiederaufbaus in den Staaten Mittel- und Osteuropas erfordert im Sinne seiner langfristigen Stabilität die stärkere Integration des    Umweltschutzes in Wirtschaft und Industrie. Dabei haben die Unternehmen eine besondere Verantwortung, da öffentliche Mittel in den Reformstaaten dafür nur sehr begrenzt zur    Verfügung stehen. Die Einsicht, daß eine saubere Produktion zugleich mehr Effizienz und damit einen größeren Unternehmenserfolg bedeuten kann, der die    Wettbewerbsfähigkeit verbessert, muß sich noch stärker herausbilden. Dazu soll diese Veranstaltung einen Beitrag leisten." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela    Merkel heute in Berlin zum Auftakt des deutsch-britischen Ost-West-Seminars zu Wirtschaft, Industrie und Umwelt, das unter dem Motto "Umweltschutz als Chance und Aufgabe für die Wirtschaft -    Möglichkeiten der Ost-West-Zusammenarbeit der Wirtschaft und ihrer Organisationen" stattfindet. Dieses Seminar, das auf eine Initiative von Bundesumweltministerin Merkel und ihres britischen    Amtskollegen John Gummer, der ebenfalls teilnimmt, zurückgeht, bietet erstmalig in dieser Form einen internationalen Erfahrungsaustausch über umweltorientierte Unternehmensführung    und -kooperation. 
   
   Rund 200 hochrangige Vertreter aus der Wirtschaft, den Umweltministerien und -institutionen sowie den Industrie- und Handelskammern und umweltorientierten Unternehmen von 18 mittel- und    osteuropäischen Staaten sowie aus Großbritannien und Deutschland wurden eingeladen. Die Teilnehmer werden sich in drei Themenkreisen mit dem Zukunftmarkt Umweltschutz,    umweltorientierter Unternehmensführung und den Möglichkeiten für Technologietransfer und Finanzierungsmodellen im Umweltschutz befassen. Ein wichtiges Ziel dieser    Ost-West-Wirt-schaftsinitiative ist es, durch Firmen- und Kammerpartnerschaften sowie Gemeinschaftsunternehmen den dringend notwendigen Transfer von Know-how und Technologie weiter    voranzubringen. 
   
   Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Direkte Kooperationen zwischen Firmen, Verbänden und anderen Institutionen können die Tragweite der umweltorientierten    Unternehmensführung und die Möglichkeit von Kosteneinsparungen durch den Einsatz umweltschonender Verfahren am konkreten Beispiel bewußt machen. Das ist eine aktive Hilfe zur    Selbsthilfe. Das Engagement der Wirtschaft ist unabdingbar, um den Reformstaaten den Weg zu einer dauerhaft umweltverträglichen Entwicklung zu eröffnen." 
   
   Ministerin Merkel verwies in diesem Zusammenhang auf die deutsche Erfahrung, daß Umweltschutz die Unternehmen nur gering belastet. So machen Umweltschutzkosten im Durchschnitt des    produzierenden Gewerbes rund 1 Prozent des Produktionswertes aus. Neuere Untersuchungen zeigen sogar, daß aktiver Umweltschutz erhebliche Potentiale zur betrieblichen Kosteneinsparung mit    sich bringt, vor allem beim Rohstoff- und Energieeinsatz. Unternehmensberater schätzen die mit Umweltschutzmaßnahmen verbundenen Einsparmöglichkeiten auf bis zu 2 Prozent der    Gesamtkosten. Das entspricht einer Größenordnung von 50 Prozent der durchschnittlichen Energiekosten. Die Sparpotentiale in Unternehmen Mittel- und Osteuropas liegen weitaus    höher. 
   
   Dieses Seminar zu Wirtschaft, Industrie und Umwelt soll in den Teil "Umweltorientierte Betriebsführung" des Arbeitsprogramms der Task Force zur Umsetzung des Umweltaktionsprogramms für    Mittel- und Osteuropa eingebunden werden. Das Umweltaktionsprogramm wurde während der 2. Ministerkonferenz "Umwelt und Europa" in Luzern (Schweiz) 1993 ins Leben gerufen und mit der    Konferenz von Sofia 1995 weitergeführt. Im Rahmen des TRANSFORM-Programms hat die Bundesregierung seit 1992 mehr als 190 Projekte der Umweltberatung mit einem finanziellen Aufwand von rund    23 Millionen DM in den Staaten Mittel- und Osteuropas gefördert. 
   
   Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Ich könnte mir vorstellen, daß von diesem Seminar eine von Unternehmen und Politik getragene europäische Initiative für    Wirtschaft und Umwelt ausgeht, die darauf abzielt, z. B. durch gemeinsame Pilotvorhaben von Unternehmen in West und Ost den betrieblichen Umweltschutz voranzubringen. Neben deutschen und    britischen Beteiligten sollten weitere westeuropäische Partner im Rahmen des Umweltaktionsprogramms gewonnen werden."