Probephase zur Munitionsbergung erfolgreich abgeschlossen

30.09.2025
Zwei Bergungsschiffe auf dem Meer.
Die vom Bundesumweltministerium durchgeführten Testbergungen von Weltkriegsmunition aus Versenkungsgebieten in der Lübecker und Mecklenburger Bucht wurden Anfang September mit vielen wichtigen Erkenntnissen abgeschlossen.

Die vom Bundesumweltministerium durchgeführten Testbergungen von Weltkriegsmunition aus Versenkungsgebieten in der Lübecker und Mecklenburger Bucht wurden Anfang September mit vielen wichtigen Erkenntnissen abgeschlossen. Diese fließen nun in die Entwicklung der geplanten schwimmenden Entsorgungsanlage auf See ein.

Bundesumweltminister Carsten Schneider: "Verrostende Munition am Meeresgrund setzt giftige Stoffe wie TNT frei, die über die Meerestiere auch in unsere Nahrungskette gelangen können. Daher nehme ich dieses Problem sehr ernst. Bei den Testbergungen waren manche Patronenhüllen schon stark verfallen, auch wurden gänzlich frei liegende Explosivstoffe gefunden. Solche Funde unterstreichen, dass zeitnah gehandelt werden muss, um die weitere Belastung der Meeresumwelt mit Giftstoffen aus den Munitionsaltlasten zu stoppen. Das Sofortprogramm Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee tritt nach dieser Erprobungsphase in die nächste, wichtige Stufe ein: die Entwicklung und der Bau einer weltweit einmaligen schwimmenden Entsorgungsanlage für Munitionsaltlasten auf See. Unser Ziel ist es, die weltweit erste schwimmende Entsorgungsanlage zu bauen, um effektiv Altmunition aus den Meeren zu bergen. Damit schützen wir unsere Küsten, die Meeresumwelt und uns Menschen."

Die sogenannte Pilotierung des Sofortprogramms Munitionsbergung hat gezeigt, dass aktuelle Erkundungs- und Bergungstechnologien bereits gut eingesetzt werden konnten. Doch es wurde auch deutlich, wo die Technik weiterentwickelt werden muss; etwa durch feinfühligere Greifer und eine bessere Ausleuchtung der Arbeitsbereiche. 

Deutlich wurde zudem, dass Altmunition auf unterschiedlichste Art auf den Meeresböden der Versenkungsgebiete liegt, teilweise auch metertief in den Meeresboden eingedrungen. Daher wurde eine Vielzahl von Werkzeugen und Vorgehensweisen getestet. Am Standort vor Boltenhagen stieß das Bergungsteam beispielsweise auch auf Überreste von versenkter Munition, die durch Korrosionsprozesse mit dem Untergrund regelrecht verbacken waren. Während manche Hüllen der Munition noch intakt waren, waren andere stark verfallen und geben vermehrt sprengstofftypische Verbindungen (STV) frei. In den Pilotierungs-Arealen fanden sich auch gänzlich frei liegende Explosivstoffe, deren Umhüllungen bereits völlig korrodiert sind.

Um die geborgenen Munitionsaltlasten detailliert zu erfassen wurde ein Datenmanagement gemeinsam mit den Bergungsfirmen erprobt und verfeinert: So ist der Weg eines Stücks Munition von der Bergung bis zur Entsorgung lückenlos nachverfolgbar. So wird in Zukunft auch eine reibungslose Zuführung von Munitionsaltlasten aus den Fundgebieten auf die schwimmende Entsorgungsanlage auf See ermöglicht. 

Bei dem begleitenden Umweltmonitoring wurden im Umfeld der Arbeiten keine erhöhten Werte giftiger Sprengstoffrückstände gemessen. Das Hantieren mit der Munition setzt demnach nicht mehr Schadstoffe frei als der natürliche Zerfall der Sprengstoffverbindungen aus der korrodierenden Munition.

Die nun anstehende Entwicklung und der Bau einer schwimmenden Entsorgungsanlage sind aktuell Gegenstand eines laufenden Vergabeverfahrens. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, dass eine mobile Anlage zur industriemäßigen Entsorgung von Munitionsaltlasten direkt auf See bisher weltweit noch nicht gebaut worden ist. Gesucht wird daher ein Innovationspartner, der gemeinsam mit dem Bund erstmals die Anforderungen an eine solche Anlage definiert und entwickelt. Grundlage hierfür sind insbesondere die aus den Pilotierungen gewonnen Erkenntnisse.

Hintergrund

Bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition liegen nach heutigem Wissen auf dem Meeresgrund von deutscher Nord- und Ostsee, teilweise nur wenige Kilometer von unseren wundervollen Stränden entfernt. 2019 gab es den Weckruf aus der Wissenschaft, dass aus den verrostenden Kampfmitteln bereits heute Sprengstoff (TNT) und dessen Abbauprodukte austreten. In Muscheln und Fischen, die in der Nähe von Munitionsfundorten leben, konnten bereits Spuren dieser Stoffe sowie ihre Auswirkungen auf die Meeresnatur nachgewiesen werden.

Die Pilotierung im Rahmen des "Sofortprogramms Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee" umfasste drei jeweils dreißigtägige Probebergungen vor Neustadt/Holstein im Herbst 2024 und auch die Anfang September 2025 beendete ebenfalls dreißigtägige Probebergung, die im Meer rund sechs Kilometer nordöstlich vom Ostseebad Boltenhagen durchgeführt wurde. Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden hierbei in größerem Umfang Munitionsaltlasten geborgen – vorsorglich, um weitere Umweltschäden zu vermeiden.

Der überwiegende Teil der geborgenen und erfassten Munitionsaltlasten aus allen vier Pilotierungs-Kampagnen – insgesamt rund 18 Tonnen – wurde sicher in Unterwassercontainern bereitgelegt, um zu einem späteren Zeitpunkt von der geplanten schwimmenden Industrieanlage auf See entsorgt zu werden. Circa 1,6 Tonnen Munitionsaltlasten wurden an Land gebracht und sollen, nach einer ausführlichen Untersuchungsphase, bei der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten mbH (GEKA mbH) im niedersächsischen Munster fachgerecht entsorgt werden.

30.09.2025 | Pressemitteilung Nr. 086/25 | Meeresschutz
https://www.bundesumweltministerium.de/PM11477
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