400.000 Wohnungen hat die neue Bundesregierung versprochen, das ist teilweise mit neuer Versiegelung verbunden. Wie passt das mit den Plänen für Natürlichen Klimaschutz zusammen?
FAQFür den Natürlichen Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität ist der Schutz von Freiräumen von herausragender Bedeutung. Weniger Flächenverbrauch bedeutet unter anderem auch den Erhalt natürlicher Flächen als CO2-Senken. Der Klimaschutzplan der Bundesregierung bezieht daher die Flächensparziele der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ausdrücklich mit ein. Ziel ist es, die Flächenneuinanspruchnahme für Siedlung und Verkehr von heute immer noch über 50 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, um spätestens bis zum Jahr 2050 das Ziel eines Netto-Null- Flächenverbrauchs im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft zu erreichen.
Schaffung von Wohnraum und Reduzierung des Flächenverbrauchs müssen kein Gegensatz sein, sondern lassen sich in Einklang bringen, wenn der Entwicklung im Bestand und der Nachnutzung brachliegender Siedlungsflächen und leerstehender Gebäude Vorrang vor dem Neubau auf der "grünen Wiese" gegeben wird. Hier liegt erhebliches Potential. Eine im März 2022 veröffentlichte Studie des BBSR beziffert als Ergebnis einer bundesweiten Baulandumfrage die baureifen, potentiell bebaubaren Flächen in den Städten und Gemeinden auf mindestens 99.000 Hektar. Darauf lassen sich aus Sicht der Gutachter zwischen 900.000 und rund zwei Millionen Wohnungen realisieren, bei dichterer Bebauung bis zu vier Millionen. In diesem Zusammenhang ist es von besonderer Bedeutung, dass immer mehr Kommunen ihre potentiell bebaubaren Flächen, wie Brachflächen und Baulücken systematisch erfassen und als Informationsgrundlage für die kommunale Baulandpolitik und Stadtentwicklungsplanung nutzen.
Um Wohnungsbau naturverträglich, flächensparend, ressourceneffizient und klimagerecht zu realisieren, müssen rechtliche Rahmensetzung des Bundes und praktische planerische Umsetzung vor Ort Hand in Hand gehen. Häufig geht es darum, den planerischen Blick zu schärfen – etwa auf vorhandene Flächenpotenziale, auf bestehende Festsetzungsmöglichkeiten zur Eindämmung der Bodenversiegelung und auf Maßnahmen der Klimaanpassung einschließlich einer ausreichenden Durchgrünung.
Der größte Bedarf an Wohnraum besteht in großen Städten und Ballungszentren, die kaum über zusätzliche Flächen verfügen und daher mit einem durchdachten Flächenmanagement im vorhandenen Siedlungsraum zurechtkommen müssen, mit der Maßgabe, die Flächenreserven im Bestand baulich sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig urbanes Grün zu entwickeln und qualitativ aufzuwerten. Dabei sollen beispielsweise vielfältige und für die Anwohnerinnen und Anwohner nutzbare Grünflächen entwickelt, Straßenzüge durchgrünt und auch die Potentiale zur naturnahen Begrünung von Dächern und Fassaden genutzt werden. Nur so kann die Lebensqualität unserer Städte erhalten werden.
Enthalten in Fragen und Antworten zu
ANK – Natürlicher Klimaschutz auf Siedlungs- und Verkehrsflächen
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