Positive Abfallbilanz und Potenzial für die Kreislaufwirtschaft

11.07.2025
Bauabfälle: Trockenbau, Dämmmaterial und Metall unsortiert auf einem Haufen
Das Nettoaufkommen an Abfällen insgesamt hat sich 2023 weiter um rund 5,6 Prozent verringert. Mit rund 323 Millionen Tonnen lag es so niedrig wie seit 2009 nicht mehr, zeigt die Abfallbilanz 2023 des Statistischen Bundesamtes.

Das Nettoaufkommen an Abfällen insgesamt hat sich 2023 weiter um rund 5,6 Prozent verringert. Mit rund 323 Millionen Tonnen lag es so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. Der Rückgang war im Wesentlichen auf die Bau- und Abbruchabfälle zurückzuführen. Pro Kopf verursachte der private Konsum rund 1,4 Kilogramm Abfall pro Tag.

Das Statistische Bundesamt hat die endgültigen Werte der Abfallbilanz 2023 veröffentlicht. Sämtliche Zahlen beruhen auf Daten, welche die Betreiber von Abfallbehandlungsanlagen den Statistischen Ämtern der Länder melden. Abfallbilanzen quantifizieren und beschreiben für einzelne Abfallkategorien die Abfallmengen sowie deren Behandlung in Form der Beseitigung oder Verwertung. Sie lassen auch Unterscheidungen nach Abfallarten gemäß EU-Abfallstatistikverordnung und deren Aufkommen in einzelnen Wirtschaftszweigen sowie eine Beobachtung der Entwicklung über die Jahre zu.

Das Umweltbundesamt trägt Daten zur grenzüberschreitenden Verbringung gemäß dem Basler Übereinkommen bei. In der Abfallbilanz folgt die Zuordnung zu den einzelnen Behandlungsverfahren wie bspw. Ablagerung, thermische Beseitigung, energetische oder stoffliche Verwertung dem der Entsorgungsanlage zugeordneten Code des dort eingesetzten Verfahrens gemäß dem Kreislaufwirtschaftsgesetz ("inputorientierte" Daten). Die Zahlen berücksichtigen nicht, ob in einem a priori als Beseitigungsverfahren eingestuften Behandlungsansatz gegebenenfalls noch Wertstoffe extrahiert und verwertet werden oder umgekehrt in einem als Verwertungsverfahren eingestuften Behandlungsansatz, wie der energetischen Verwertung, Rückstände ausgeschieden werden, die zu beseitigen sind ("outputorientierte" Daten).

Den Hauptanteil am Nettoaufkommen der Abfälle in Deutschland, das heißt bereinigt um Abfälle die Abfallbehandlungsanlagen mehrfach durchlaufen, nehmen die Bau- und Abbruchabfälle ein. 2023 lag diese Kategorie mit rund 62 Prozent (199 Millionen Tonnen) im Schwankungsrahmen der Vorjahre. Mit rund 90 Prozent (Verwertungsquote) wird ein hoher Anteil dieser Abfälle verwertet, das heißt sie werden innerhalb einer Behandlungsanlage oder bei einem anderen Teilnehmer des Wirtschaftslebens einem sinnvollen Zweck zugeführt, indem sie andere Materialien ersetzen, die ansonsten zur Erfüllung einer bestimmten Funktion verwendet worden wären oder zwecks Energiegewinnung verbrannt werden. Zur Verwertung können eine Verfüllung im Zuge von Rekultivierungen oder eine bautechnische Verwendung im Landschaftsbau ebenso rechnen wie das Recycling oder die Wiederverwendung. Man spricht dann von einer stofflichen Verwertung, die bei den Bau- und Abbruchabfällen 2023 rund 89 Prozent (Recyclingquote einschließlich Verfüllungsmengen) einnahm. Das verbliebene
ein Prozent fand Nutzung für die energetische Verwertung, das heißt die Verbrennung zum Zwecke der Energieerzeugung. Die weiteren zehn Prozent konnten im Wesentlichen durch Ablagerung beseitigt werden.

Höhere Verwertungsquoten erreichten die Siedlungsabfälle mit rund 98 Prozent. Ihr Anteil am Nettoabfallaufkommen lag jedoch bei lediglich rund 15 Prozent (49 Millionen Tonnen). Bei der Recyclingquote der Siedlungsabfälle von rund 67 Prozent, bedarf es einer differenzierten Betrachtung des Abfallstroms. Hohe Werte zwischen 97 Prozent und 100 Prozent erreichen hier weiter die getrennt gesammelten Fraktionen wie Abfälle aus der Biotonne, Garten- und Parkabfälle, Glas, Papier/Pappe/Kartonagen und Elektroaltgeräte, während Sonstiges (Verbunde, Metalle, Textilien und so weiter), Sperrmüll sowie Hausmüll einschließlich hausmüllähnlicher Gewerbeabfälle, die gemeinsam in der Restmülltonne über die öffentliche Müllabfuhr eingesammelt werden, lediglich Quoten zwischen 18 Prozent  und 70 Prozent erreichten und somit zum Teil Potenzial für  die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft bergen.

Um die Nachhaltigkeit der Abfallwirtschaft zu bewerten, veröffentlicht das Bundesamt mit der Abfallbilanz den Indikator der Abfallintensität. Er definiert sich als das Verhältnis des Abfallaufkommens zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) über die Zeit. Eine nachhaltige Abfallwirtschaft ist dann erreicht, wenn die Entwicklung des Abfallaufkommens deutlich hinter dem Wirtschaftswachstum zurückbleibt. Auch hier zeigt sich eine stetige Verbesserung des betreffenden Quotienten, der bezogen auf das Netto-Abfallaufkommen mit 89 Kilogramm/1000 Euro den besten Wert seit erstmaliger Durchführung dieser Berechnung im Jahr 1996 aufweist.

Pro Kopf gemessen blieben die Siedlungsabfälle insgesamt und speziell die haushaltstypischen Siedlungsabfälle auf dem Vorjahresniveau, jedoch weiter deutlich unter den Werten für die Jahre vor 2022. Der Indikator "Siedlungsabfälle pro Kopf" mit engem Bezug zum privaten Konsum ist Bestandteil der europäischen Strukturindikatoren. Für Deutschland belief er sich 2023 auf 577 Kilogramm insgesamt sowie 519 Kilogramm beziehungsweise rund 1,4 Kilogramm pro Person und Tag für die haushaltstypischen Siedlungsabfälle. 

Weiter differenzierte Daten können der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes (siehe unter "Weitere Informationen") entnommen werden, das zusammen mit den Statistischen Landesämtern damit administrative und umweltpolitische Entscheidungsfindungen unterstützt.

11.07.2025 | Meldung Kreislaufwirtschaft
https://www.bundesumweltministerium.de/ME11411

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