Wie ist die aktuelle Situation in der Oder?
FAQDas gesamte Ökosystem der Oder ist nach der Umweltkatastrophe vom Sommer 2022 nach wie vor stark geschädigt. Es gibt zwar Anzeichen für eine erste Erholung des Fischbestandes, aber Fischbestand sowie Muscheln in der Oder, die wichtig für die Reinigung des Gewässers sind, werden sich erst langfristig erholen können. Jede weitere Belastung der Oder, vor allem eine Wiederholung der Katastrophe von 2022, hätte dramatische Folgen, und das für einen sehr langen Zeitraum. Aktuell spitzt sich die Situation in der Oder wieder zu. Es gab bereits Algenblüten und regionale Fischsterben in Polen und Deutschland entlang der Oder, vom Gleiwitzer Kanal bis in den Dammschen See in der Nähe von Stettin. Die Salzeinleitungen in Polen sind weiterhin die einzige Stellschraube, die derzeit beeinflusst werden kann. Die Leitfähigkeit in der Oder, die ein Indikator für die Salzbelastung ist, ist weiter zu hoch und steigt immer wieder besorgniserregend an. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat daher ihre polnische Amtskollegin, die Ministerin für Klima und Umwelt, Paulina Hennig-Kloska, dringend aufgefordert, die Salzeinleitungen deutlich zu reduzieren, da bei anhaltend hohen Salzeinleitungen und weiteren entsprechenden Bedingungen wie erhöhten Temperaturen und niedrigem Wasserstand eine erneute Katastrophe in der Oder absehbar ist. Laut Berichten der polnischen Regierung (https://www.gov.pl/web/odra/strona-glowna) ist man in Gesprächen mit den Bergbaubetrieben, um die Salzeinleitungen zu reduzieren.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurde im Kleinen Haff die Brackwasseralge bei Routineuntersuchungen entdeckt. In geringen Zahlen, aber die Gewässerüberwachung wurde vorsichtshalber intensiviert.
Auch Ausbaumaßnahmen an der Oder stehen einer erfolgreichen Regeneration entgegen. Daher sucht Bundesumweltministerin Steffi Lemke weiterhin den Austausch mit ihrer polnischen Amtskollegin und dem Bundesverkehrsminister, um für dieses Verständnis zu werben und um gemeinsame nächste Schritte zu vereinbaren.
Wichtig ist die Regeneration der Oder. Das Bundesumweltministerium unterstützt bei der Analyse der Umweltschäden und um die Renaturierung voranzutreiben. Dafür hat das Bundesumweltministerium im Februar 2023 beim Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ein dreijähriges Sonderuntersuchungsprogramm zur Umweltkatastrophe in der Oder in Auftrag gegeben, das mit 4,8 Millionen Euro gefördert wird. Die ersten Zwischenergebnisse wurden Ende Juni 2023 am IGB in Berlin vorgestellt. Nach Schätzungen des IGB sind infolge der Umweltkatastrophe vom Sommer 2022 bis zu 1.000 Tonnen Fische im Fluss verendet. Als Folge der Massenentwicklung hat sich die Alge Prymnesium parvum inzwischen im gesamten untersuchten Flusslauf etabliert.
Der Internationale Warn- und Alarmplan für die Oder wurde überarbeitet, damit auch Vorfälle wie Fischsterben unter dieses grenzüberschreitende Meldesystem fallen. Polen nutzt ihn aktiv, um Deutschland frühzeitig bei Fischsterben auf seiner Seite zu warnen
Wichtig ist darüber hinaus die Erkenntnis, dass das Fischsterben nicht nur ein Problem der Oder ist. Angesichts der Klimakrise setzt sich das Bundesumweltministerium für ein Umdenken ein, was wir unseren Flüssen in Zukunft noch zumuten können. So müssen die Einleitungen von Stoffen, zum Beispiel aus Kläranlagen, in Flüsse überprüft und reduziert werden.
Enthalten in Fragen und Antworten zu
Fischsterben in der Oder
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