Wildnis
Unter Wildnis versteht man Flächen, auf denen sich die Natur dauerhaft nach eigenen Regeln entwickeln kann. Diese sind unverzichtbar für den Erhalt der biologischen Vielfalt und wertvoll für den Natürlichen Klimaschutz. Sie gelten grundsätzlich als anpassungsfähig und bieten Rückzugsräume für viele Arten an. Wildnisflächen sind in Deutschland selten, da seit Jahrhunderten nahezu die gesamte Landfläche für Siedlung, Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft genutzt wird. Um die eigendynamischen Prozesse auf ausgewählten Flächen wieder zu aktivieren, sollen mindestens zwei Prozent der Landesfläche einer von menschlichen Nutzungen freien Entwicklung in möglichst großflächigen Gebieten überlassen werden. Dies entspricht etwa einer Fläche von 714.000 Hektar.
Zentrale Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS):
- Entwicklung von großflächigen Wildnisgebieten auf mindestens zwei Prozent der Landesfläche Deutschland bis 2030, die zusammen mit kleineren Flächen dazu beitragen, dass Prozessschutzflächen den überwiegenden Teil der streng geschützten Gebiete im Sinne der EU-Biodiversitätsstrategie ausmachen.
- Bis 2030 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung (NWE) mindestens 5 % der Waldfläche in Deutschland bzw. 10 % der Waldfläche im öffentlichen Eigentum.
Zwischen den Zielen bestehen Schnittmengen.
Warum brauchen wir mehr Wildnis in Deutschland?
- Große Gebiete, in denen sich die Natur gemäß ihren Gesetzmäßigkeiten entwickeln kann, sind unverzichtbar für den Schutz der biologischen Vielfalt. Viele Arten brauchen ungestörte Rückzugsräume mit hohen Strukturreichtum, die sie nur in großen, ungestörten Gebieten vorfinden, z.B. die Wildkatze oder bestimmte Fledermausarten. Darüber hinaus, ist der genetische Austausch und das Ablaufen evolutiver Prozesse, die beispielsweise für die Anpassung an den Klimawandel wichtig sind, fast nur noch in Wildnisgebieten möglich.
- In Wildnisgebieten können wir viel von der Natur lernen: Hier können wir erforschen, wie sich vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Gebiete beispielsweise in Zeiten des Klimawandels verhalten und so Erkenntnisse für Management oder Bewirtschaftungen gewinnen.
- Es ergeben sich Synergien beim Klima- oder beim Hochwasserschutz: Naturnahe, „wilde“ Wälder sind effektive Kohlenstoffdioxidsenken und Kohlenstoffspeicher und haben einen ausgleichenden Effekt auf den Landschaftswasserhaushalt. Natürliche Auen können Wasser und Nährstoffe zurückhalten, sie sind wertvoll für den natürlichen Hochwasserschutz.
- Großflächige Wildnisgebiete können unsere Sehnsucht nach ursprünglichem Naturerleben stillen. Daher sind beispielsweise die Nationalparke auch in Deutschland Tourismusmagneten. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland gibt an, Natur umso schöner zu finden, je wilder sie ist.
- Es ist ein Gebot der internationalen Glaubwürdigkeit, dass wir uns auch in unserem Land für den Schutz von großflächigen Wildnisgebieten einsetzen und dies nicht nur beispielsweise im Regenwaldschutz einfordern.
Wildnisförderung
Als zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle für alle Fragen rund um Wildnis und Wildnisförderung auch im Kontext Natürlicher Klimaschutz ist die KlimaWildnisZentrale gestartet, die vom BfN mit Mitteln des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) gefördert wird. Die KlimaWildnisZentrale koordiniert und unterstützt auch die KlimaWildnisBotschafterinnen und Botschafter, die über die Förderrichtlinie KlimaWildnis gefördert werden.
Das BMUKN stellt zwei Förderprogramme für die Sicherung von Wildnisflächen zur Verfügung:
Wildnisfonds
Seit 2019 stellt das BMUKN über den Wildnisfonds finanzielle Unterstützung bereit, um die Länder bei der Umsetzung des Zwei-Prozent-Ziels zu unterstützen. Es werden Projekte gefördert, die den Ankauf oder Tausch von Grundstücken für die Wildnisentwicklung umfassen, einschließlich der damit verbundenen Nebenkosten. Darüber hinaus kann auch der Kauf von Nutzungsrechten oder der finanzielle Ausgleich für den Nutzungsverzicht auf geeigneten Flächen gefördert werden. Das Programm ist auf große Wildnisgebiete ab 500 bzw. 1.000 Hektar Fläche ausgerichtet und läuft bis Ende 2030.
Alle Informationen zur Antragstellung finden Sie beim Projektträger ZUG gGmbH.
KlimaWildnis
Seit 2024 stellt das BMUKN über das Förderprogamm „KlimaWildnis“ im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz finanzielle Unterstützung für Projekte bereit, in denen kleinere Flächen mit eigendynamischer Entwicklung im Fokus stehen. Die Mindestgröße beträgt hier 25 bzw. 50 ha. Im Rahmen der Förderrichtlinie kann auch der Einsatz von KlimaWildnisBotschafterinnen und Botschaftern gefördert werden. Die Aufgabe der Botschafterinnen und Botschafter ist die Unterstützung der Wildnisentwicklung vor Ort. Das Programm ist bis Ende 2027 befristet.
Alle Informationen zur Antragstellung finden Sie beim Projektträger ZUG gGmbH.