Heute beginnt auf Einladung der Afrikanischen Union (AU) und der Regierung Äthiopiens der zweite Afrikanische Klimagipfel in Addis Abeba. Deutschland wird von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Entwicklungsministerium (BMZ), Dr. Bärbel Kofler, als Leiterin der deutschen Delegation und Klimaschutz-Staatssekretär Jochen Flasbarth vertreten. Zwei Monate vor der nächsten Weltklimakonferenz in Brasilien (COP30) treffen sich führende Vertreterinnen und Vertreter afrikanischer Staaten, Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um neue Lösungen zur Bekämpfung der Klimakrise zu entwickeln. Zahlreiche Regionen des Kontinents sind von ihr besonders hart betroffen. Im Fokus der Konferenz stehen deshalb Anpassungsstrategien, die Finanzierung der grünen Transformation in Afrika und die Förderung neuer Wachstumsmärkte.
Kofler: "Der Klimawandel bedroht Menschenleben weltweit. Wer in Klimaschutz und Anpassung investiert, investiert deshalb in eine sichere Zukunft für alle. Der afrikanische Kontinent zeigt eindrucksvoll, wie innovative Investitionen das Klima schützen und zugleich Wirtschaftswachstum und neue Jobs schaffen. Hier hat sich seit dem ersten afrikanischen Klimagipfel vor zwei Jahren hat viel getan. Immer mehr Länder Afrikas setzen auf erneuerbare Energien. Deutschland steht ihnen als verlässlicher Partner zur Seite und unterstützt eine sozial-gerechte Transformation etwa im Rahmen von Klimapartnerschaften. Die Bundesregierung leistet damit einen fairen Beitrag zur internationalen Klima- und Umweltfinanzierung und setzt ein starkes Signal für internationale Klimapolitik."
Flasbarth: "Der Afrikanische Klimagipfel in Addis Abeba ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur COP30 in Belém. Vor zwei Jahren hat der erste Afrikanische Klimagipfel ein wichtiges Zeichen für den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien gesetzt und so den Weg für die Verabschiedung der historischen globalen Energie-Ziele in Abu Dhabi mit bereitet. Jetzt kommt es darauf an, diese Ziele global und in Afrika umzusetzen, Importabhängigkeiten von fossilen Energieträgern zu reduzieren und die daraus entstehenden sozialen und wirtschaftlichen Chancen zu nutzen. Das heißt auch, die Finanzflüsse an den Klimazielen auszurichten und Investitionen nur noch in zukunftsfähige Technologien zu lenken. Zu diesen Zielen kann die Konferenz in Addis einen wichtigen Beitrag leisten. Als Bundesregierung stehen wir weiter eng an der Seite unserer afrikanischen Partner."
Auch für Deutschland und Europa ist die Konferenz sehr wichtig, da die Klimakrise in Afrika massive Folgen für die internationale Migration, Ernährungssicherheit und Energiemärkte in Europa hat. Durch die Umsetzung von ambitionierten Klima- und Entwicklungszielen könnten laut OECD und UNDP bis Ende des Jahrhunderts in einzelnen Ländern der Sub-Sahara mehr als 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes an Klimakosten vermieden werden. Darüber hinaus könnten bis 2035 mehr als 45 Millionen Menschen auf dem Kontinent aus extremer Armut befreit werden.
Der diesjährige African Climate Summit findet im Vergleich zum ersten Gipfel 2023 unter stark veränderten geopolitischen Vorzeichen statt, besonders angesichts sinkender internationaler Finanzierung und der Angriffe auf die globale Klimapolitik. Vor diesem Hintergrund wollen die afrikanischen Staaten auf Initiative der AU ihre Position zum Klimawandel, ihre Lösungsansätze und Anpassungsstrategien gemeinsam festlegen. Zentrale Ziele sind die Förderung afrikanischer Klimaschutzlösungen und die Sicherung einer fairen globalen Finanzierung. Ein zentrales Ergebnis der Konferenz wird die "African Leaders Addis Abeba Declaration" sein, die eine einheitliche afrikanische Position für die COP 30 im November in Belém formulieren und Afrika als Schlüsselakteur im Kampf gegen den Klimawandel positionieren soll.
Deutschland ist einer der größten Geber für Klimaprojekte auf dem afrikanischen Kontinent und bleibt weiterhin ein verlässlicher Partner besonders bei der internationalen Klimafinanzierung. So fördert die Bundesregierung in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern bessere Rahmenbedingungen, um private und öffentliche Mittel für Klimaschutz und -anpassung zu mobilisieren. Davon profitiert langfristig auch die deutsche Wirtschaft durch neue Investitionsmöglichkeiten in Afrika und mehr Jobs im Inland. Überdies setzt sich die Bundesregierung für innovative Ansätze wie Abgaben auf CO2-intensive Sektoren und den Abbau klimaschädlicher Subventionen ein. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Erhalt afrikanischer Wälder, insbesondere des für CO2-Speicherung essentiellen Kongobeckenwaldes. 2023 hat die Bundesregierung für Afrika knapp 1,5 Milliarden Euro bilaterale Klimafinanzierung aus Haushaltsmitteln zugesagt. Der Fokus liegt dabei auf Schlüsselsektoren wie Energie, Landwirtschaft, Erhalt von Biodiversität, Umweltschutz und Wasser.
Beispiele deutschen Engagements in Afrika für Klimaschutz und sichere Energie
Ausbau Erneuerbarer: Der afrikanische Kontinent verfügt über ein riesiges Potenzial an erneuerbaren Energien. Der Aufbau sicherer Energieversorgung und Klimaschutz gehen Hand in Hand. Aber immer noch haben mehr als 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom. Deutschland unterstützt deshalb die ambitionierten Ziele der AU 300GW bis 2030 und 760GW bis 2040 an erneuerbaren Energien zu schaffen. So wird das BMZ beim ACS gemeinsam mit der EU ein neues regionales Vorhaben vorstellen, mit dem die AU beim Aufbau eines einheitlichen afrikanischen Strommarktes und einer koordinierten Energiepolitik unterstützt wird. Überdies ist Energie ein Kernthema der bilateralen Zusammenarbeit Deutschlands in 16 afrikanischen Partnerländern, oft mit Fokus auf den Ausbau Erneuerbarer. Zum Beispiel in Côte d’Ivoire. Dort ist mit deutscher Unterstützung 2024 das erste Solarkraftwerk ans Netz gegangen. Es versorgt 150.000 Menschen mit Strom und spart jährlich 35.000 Tonnen Treibhausgasemissionen ein. Ein weiteres Beispiel ist die enge Zusammenarbeit Deutschlands mit Südafrika in der Umsetzung einer sozialgerechten Energiewende. Dabei profitiert auch die deutsche Wirtschaft. Sie ist mit mehr als 600 Unternehmen in Südafrika vertreten. Deutschland unterstützt den Aufbau grüner Wirtschaftsstrukturen, die Förderung lokaler Unternehmen im Energiesektor sowie die Qualifizierung von Arbeitskräften für klimafreundliche Zukunftsbranchen in vom Strukturwandel stark betroffenen Regionen.
Klimaanpassung: Afrika ist der Kontinent mit den am schnellsten wachsenden Metropolen. Um sie widerstandsfähiger zu machen gegen Dürreperioden, Überflutungen und Ausfälle wichtiger Infrastruktur, unterstützt Deutschland afrikanische Städte bei der Anpassung an den Klimawandel, etwa durch Klimarisikobewertungen in der Stadtplanung. In Mosambik, Sambia und Simbabwe fördert Deutschland zum Beispiel gemeindebasierte Anpassung (Community-Based Adaptation, CBA) in mehr als 100 Gemeinden, um die Widerstandsfähigkeit, insbesondere von besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen, gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen.