Alarmketten schützen erfolgreich unsere Umwelt

13.11.2025
Lastwagen mit verchromten Tanks fahren bei Sonnenuntergang auf einer Asphaltstraße entlang des Maisfelds. Die Landschaft und die Straße spiegeln sich in einem silbernen Tankwagen.
Das Statistische Bundesamt hat veröffentlicht wie oft Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen 2024 geschahen und mit welchem Erfolg die Umwelt geschützt werden konnte.

Der umgekippte Tanklastzug am Straßenrand oder der Unfall im Chemiewerk in den Abendnachrichten sind nur die Spitze des Eisberges. Auch das leckgeschlagene Güllefass unterhalb des medialen Radars löst regelmäßig eine "Alarmkette" aus, um Umweltschäden einzugrenzen. Wie oft solche Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen 2024 geschahen und mit welchem Erfolg die Umwelt geschützt werden konnte, hat jetzt das Statistische Bundesamt veröffentlicht.

1.542 Male mussten Polizei und Feuerwehr 2024 ausrücken, um bei Unfällen im Umgang mit oder Transport von wassergefährdenden Stoffen dauerhafte Schäden an Natur und Umwelt, aber auch unserem Trinkwasser, einzudämmen und Unteren Wasserbehörden zu berichten. Das war 17,8 Prozent seltener als noch im Vorjahr bedeutete aber immer noch 6,5 Millionen Liter wassergefährdender Stoffe, die es aufzufangen oder zu neutralisieren galt. 2023 waren es noch 21 Millionen Liter. Lediglich rund zwei Millionen Liter (rund 31 Prozent) konnten nicht wieder aufgefangen werden. Am Stärksten betraf das die Einzugsgebiete von Elbe und Labe, am Geringsten Ems, Maas und Oder, die aber auch deutlich kleiner und mit weniger Verkehrs- und gewerblichen Infrastrukturen durchsetzt sind als beispielsweise die Wassereinzugsgebiete von Rhein und Donau.

Jauche & Gülle mit hohem Anteil, Mineralölprodukte kritisch

Wassergefährdende Stoffe werden nach ihrem Schadenspotenzial als "allgemein wassergefährdend" deklariert oder in eine von drei Wassergefährdungsklassen (WGK) eingeteilt. Als lediglich allgemein wassergefährdend gelten insbesondere Jauche, Gülle und Silagesickersaft, die 2024 rund 1,4 Millionen Liter der nicht wieder aufgefangenen Stoffe umfassten. 200.000 weitere Liter galten ebenfalls als nur allgemein wassergefährdend. Der Gefährdungsklasse 1 (schwach wassergefährdend) waren 42.100 Liter zuzurechnen, darunter beispielsweise Ethanol und Natronlauge, der Gefährdungsklasse 2 (deutlich wassergefährdend) 259.000 Liter, darunter zum Beispiel Heizöl und Dieselkraftstoff, sowie der Gefährdungsklasse 3 (stark wassergefährdend) 41.800 Liter, darunter beispielsweise Quecksilber oder Benzin. Die restlichen Stoffmengen (3,9 Prozent) konnten nicht eingestuft werden

Hohe Auffangquoten von Gülle über Mineralölprodukte bis Quecksilber

Die Zahlen vermitteln darüber hinaus einen Eindruck, welche Art von Anlagen und Fahrzeugen oder Beförderungsmittel von den Unfällen betroffen waren oder welche Mengen in den Gewässereinzugsgebieten im Einzelnen freigesetzt und wiedergewonnen wurden und geben damit Anhaltspunkte für weitergehende Maßnahmen zum Schutz vor Umweltschäden. Sowohl bei den Anlagen (310 von 473) als auch bei den Fahrzeugen inklusiv Rohrleitungen als Beförderungsmitteln (991 von 1.069) bilden die Unfälle mit besonders wassergefährdenden Mineralölprodukten den Hauptanteil. Auch wenn der Anteil der hier freigesetzten Mengen an den insgesamt freigesetzten Schadstoffen nicht die Höhe der Anteile an den Unfällen erreicht - im Falle der Anlagen sind es nur rund 7,5 Prozent, im Falle der Fahrzeuge 47,8 Prozent – gilt ihrer Wiedergewinnung deshalb ein besonderes Augenmerk. Bei den Anlagen konnten immerhin knapp 63,6 Prozent der ausgetretenen Mineralölprodukte wiedergewonnen werden, bei den Fahrzeugen sogar 82,1 Prozent. Schwächer waren die Rückgewinnungsquoten bei Jauche, Gülle und Silage

718 Gewässerverunreinigungen im Jahresverlauf 2024

Bei 610 der 1.542 Unfälle wurde in 2024 mindestens ein Gewässer direkt von freigesetzten Schadstoffen verunreinigt. In 359 Fällen gelangten Schadstoffe in ein Oberflächengewässer, beispielsweise einen Fluss oder einen See. In 321 Fällen war die Kanalisation betroffen. Insgesamt 35 Male wurde das Grundwasser verunreinigt und in drei Fällen unmittelbar die Wasserversorgung. Insgesamt wurde durch 610 Unfälle 718 Male ein Gewässer verunreinigt, da bei 107 Unfällen mehrere Gewässerarten gleichzeitig betroffen waren.

Weitere Informationen zu den im statistischen Verbund mit den Landesämtern ermittelten Daten bieten die downloadfähigen Excel-Dateien in der GENESIS-Datenbank des Statistischen Bundesamtes sowie die Pressemitteilung der Behörde vom 4. November 2025. Unfälle in Nachbarstaaten, die sich auf deutsche Gewässer auswirken sind ebenso wenig erfasst wie Verunreinigungen durch illegale Entsorgung.

13.11.2025 | Meldung Umweltinformation
https://www.bundesumweltministerium.de/ME11531

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