Ökosysteme – Klimaanlage, Luftfilter, Kornkammer und Freizeitpark

14.10.2025
Sonnenaufgang im Drömling-Naturpark
Neue Daten zeigen, wie Wälder, Agrar- und Naturräume Klima, Biodiversität und Erholung fördern – trotz rückläufiger Kohlenstoffbindung auf einigen Flächen.

Leere Regale im Supermarkt, 40 Grad auf dem Thermometer und Reizhusten; dass es soweit nicht kommt, dazu tragen auch intakte Ökosysteme bei. Das Statistische Bundesamt hat erstmals einen Gradmesser veröffentlicht, wie wir national bei den Ökosystemleistungen aufgestellt sind.

Erstmals hat das Statistische Bundesamt jährliche Daten (2015-2023) zu den Leistungen unserer Ökosysteme als Teil der Ökosystemrechnungen veröffentlicht. Alle drei Jahre werden ergänzend die Ausdehnung und der Zustand unserer Ökosysteme ermittelt. In Deutschland gibt es verschiedenste naturnahe Ökosysteme:

  • Wattflächen, Wälder und Heideland, Almen und Bergwiesen oder andere.
  • Aber auch stärker anthropogen geprägte Flächen (beispielsweise Agrarlandschaften oder Siedlungsflächen inklusive der urbanen Grünflächen) sind Ökosysteme.

Diese Ökosysteme erbringen vielfältige Leistungen wie die Speicherung von Kohlenstoff, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, die Filterung von Feinstaub oder Erholungsfunktionen. Abstrakt wird in Bereitstellungs-, Regulierungs- und Erhaltungs- sowie kulturelle Leistungen unterschieden.

Strategien und Daten der Bundesregierung

Die Nationale Biodiversitätsstrategie 2030, das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, die Nationale Moorschutzstrategie oder die Waldstrategie haben sich die Stärkung der Ökosysteme durch funktionswahrende und -verbessernde Maßnahmen zum Ziel gesetzt und messen ihre Wirkung mit zahlreichen Einzelindikatoren und Monitoringsystemen.

Ergänzend dazu liefern die Ökosystemrechnungen eine Gesamtschau zu Zustand und Leistungen der Ökosysteme in Deutschland über längere Zeitreihen und zeigen damit Trends auf, die als Basis für die Information von Öffentlichkeit, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Akteuren sowie für politische Entscheidungen genutzt werden können.

Wälder, Gehölze und Agrarflächen

In Deutschland haben Wälder und Gehölze im Jahr 2017 noch netto 12,7 Millionen Tonnen Kohlenstoff mehr gebunden, als sie im gleichen Zeitraum abgegeben und so zur Stabilisierung des Klimas beigetragen haben.

Dieser Effekt ist in den anschließenden trockenen Jahren wider Erwarten in das Gegenteil umgeschlagen: Durch Dürre und Waldsterben wurden zwischen 3,1 und 5,6 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr mehr freigesetzt als eingelagert. Dies muss nicht unmittelbar gleichbedeutend sein mit der Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre. Zur Freisetzung zählen auch die Entnahme von Schadholz oder zur wirtschaftlichen Nutzung in der Möbelindustrie oder im Baugewerbe, die beispielsweise in den Holz- Aufkommens- und Verwendungstabellen der Waldgesamtrechnungen dargestellt werden.

Auch die Agrarflächen erbringen seit rund einem Jahrzehnt keinen signifikanten Beitrag zur netto Einlagerung von Kohlenstoff mehr. Für sie hat das Statistische Bundesamt eine Kohlenstofffreisetzung von jährlich zwischen 11,0 und 13,8 Millionen Tonnen errechnet.

Bundesweit betrachtet können konstante Emissionen aus vor allem organischen Böden nicht mehr durch die Kohlenstoffbindung in Biomasse ausgeglichen werden.

Beim Agrarland steht mit der "Bereitstellung von Ernteerträgen" eine weitere Ökosystemleistung im Fokus. Auch hier schlagen sich Dürrejahre wie 2018 nieder, in dem die Ernteerträge rund 12 Prozent niedriger waren als im Jahr 2023.

Gesunde Ökosysteme für mehr Wohlbefinden

Ökosysteme mit hoher Natürlichkeit, Eigenart und Biodiversität ziehen Besucherinnen und Besucher an. Sie erbringen damit eine Ökosystemleistung, die nicht nur das Wohlbefinden und die Gesundheit der Gäste unterstützt, sondern auch die regionale Wirtschaft. Der Anteil touristischer Übernachtungen, der auf Besuche von Ökosystemen zurückzuführen ist, liegt zwischen 50 Prozent und, in 2020 (Corona-Jahr), 61 Prozent der Gesamtübernachtungszahlen.

Gesunde Ökosysteme für das lokale Klima

Erkennen lassen die Daten auch einen Beitrag der Vegetation, also der Grünausstattung und Baumüberschirmung, zur lokalen Klimaregulierung in Städten in den Sommermonaten Juli und August ausgelöst durch Beschattung, Verdunstung und Blattatmung.

  • In Siedlungsflächen (inklusive städtischer Grünflächen) kühlt die vorhandene Vegetation das lokale Klima um rund 0,6° Celsius,
  • in städtischen Wäldern sogar um rund 1,6° Celsius.

Diese Leistungen erbringen die Ökosysteme im Zeitverlauf nahezu konstant. Einzelmaßnahmen wie die des ANK befördern angesichts steigender Sommertemperaturen vorstehende Leistungen und sichern damit natürliche Lebensgrundlagen.  

Aktuelle Zahlen

Alle Zahlen und entsprechenden Graphiken bis hin zur Untergliederung nach Ökosystemgruppen und Bundesländern (Aufkommens- und Verwendungstabellen) sowie ihrer touristischen Relevanz hat das Statistische Bundesamt auf seiner Homepage veröffentlicht. Dort findet sich neben den Daten zur Ausdehnung und zum Zustand der Ökosysteme auch der Ökosystematlas, der das Zahlenwerk kartographisch und in digitaler Form aufbereitet:

Informationen

Natürlicher Klimaschutz

Natur stärken – Klima schützen

14.10.2025 | Meldung Umweltinformation

Weitere Informationen

https://www.bundesumweltministerium.de/ME11493

Wege zum Dialog

Gute Politik für Umweltschutz gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird. Schreiben Sie uns oder beteiligen Sie sich an unseren Dialogangeboten.