Carsten Träger besucht das zweite Forum Grüne Stadt

02.12.2025
Im Allianzforum steht die Zukunft der grünen, klimaresilienten Stadt im Mittelpunkt – mit neuen Impulsen von der COP 30 und starken Initiativen für mehr Stadtgrün und Klimaanpassung.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Thomas Banzhaf,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlichen Dank für die Gelegenheit, heute ein Grußwort an Sie richten zu dürfen.

Das Allianzforum ist ein besonderer Konferenzort, nicht nur weil das Brandenburger Tor direkt vor der Tür liegt: Nach dem Mauerfall war dieses Gebäude der erste Neubau überhaupt am Pariser Platz. Mit seiner Architektur und der Auszeichnung in Gold für nachhaltiges Bauen steht es symbolisch für den Übergang von Geschichte zu Zukunft. Ein perfekter Ort also, um heute über die grüne Stadt von morgen nachzudenken.

Apropos Zukunft: Ich möchte direkt die Gelegenheit nutzen und Ihnen kurz über die Verhandlungsergebnisse der COP 30 in Belem berichten:

  • Die Europäische Union hat sich geschlossen und engagiert für mehr Klimaschutz eingesetzt. Deutschland hat maßgeblich dazu beigetragen – Bundesminister und Staatssekräter aktiv.
  • Der Multilaterale Prozess hat trotz geopolitisch herausfordernder Situation gezeigt, dass ein Konsens möglich ist. Einstimmigkeit aktuell für Ausstieg Fossile nicht möglich.
  • Dass Brasilien darauf mit freiwilligen Initiativen für den Ausstieg aus Fossilen und den Stopp der Entwaldung reagiert hat, ist ein guter Schritt. Deutschland wird diese Initiativen unterstützen.
  • Die aktive Deutschlands Rolle wurde wahrgenommen, inklusiv der Ankündigung, dass DEU in den nächsten zehn Jahren ein Milliard Euro für den von Brasilien initiierten Tropenwaldfonds (TFFF) bereitstellen wird.

Ich weiß, dass ich von Ihnen niemanden überzeugen muss. Ich will es aber trotzdem ausdrücklich sagen: Unsere Städte und Kommunen sind nicht nur besonders stark von den Folgen der Klimakrise betroffen, sondern spielen auch bei der Klimaanpassung eine entscheidende Rolle!

Schon jetzt leben circa 75 Prozent der Deutschen in Städten. Dieser Anteil wird weiter steigen. Deswegen sind nachhaltige und resiliente Städte von so großer Bedeutung.

Grün in der Stadt spielt dabei eine zentrale Rolle! Deswegen müssen wir deutlich stärker als bisher betonierte Flächen entsiegeln und die Natur zurück in die Städte bringen.

Unsere Kommunen müssen zu Schwammstädten werden, die Starkregen auffangen, anstatt dass Häuser und Keller überflutet werden.

Naturnahe, vielfältig nutzbare Parks und Grünflächen sowie Seen und Kleingewässer binden CO2 und kühlen unsere Städte, wenn die Hitze wieder zu groß ist.

Sie bietet gefährdeten Tieren und Pflanzen Lebensraum und macht urbane Ökosysteme resilient.

Vor allem aber hat Stadtnatur einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität in unseren Städten! Wenn wir also schon über das Thema "Stadtbild" diskutieren, warum nicht über den Wert unserer Parks, Wiesen und Gewässer?

Längst ist nachgewiesen, dass mehr Grün Stress reduziert und unsere Städte attraktiver macht. Gleichzeitig verstehe ich natürlich auch, dass es in Zeiten knapper Kassen auch Diskussionen gibt, wie wir unsere Steuergelder einsetzen.

Und auch wenn es mir eigentlich nicht gefällt, jedem Baum, jeder Wiese und jeder Hecke ein Preisschild umzuhängen: Es macht schon Sinn zu fragen, warum wir bei Stadtbäumen vor allem über Kosten diskutieren – siehe derzeit in Berlin -anstatt zu fragen: "Was sparen wir eigentlich durch unsere Grüninvestitionen?"

Das können geringere Gesundheitskosten sein, wie das Beispiel Barcelona zeigt. Das sind aber auch geringere Kosten für zum Beispiel Gebäudekühlung im Sommer, wenn die Bäume auf der Straße Schatten spenden. Mehr Stadtgrün schont zudem auch die kommunale Kanalisation, die deswegen seltener repariert, saniert und abgeschrieben werden muss. Hinzu kommt: Je klimaresilienter die Stadt, desto geringer künftige Reparaturkosten.

Wie groß die haushalterischen Einsparpotenziale durch Grüninvestitionen tatsächlich sind, werden wir deswegen mit einem neuen vom Bundesumweltministerium finanzierten Forschungsprojekt herausfinden.

Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und hoffe, dass wir der politischen Debatte um Wert und Nutzen von Stadtgrün einen neuen Schub geben!

Hitze- und Dürreperioden sowie extreme Regenfälle nehmen durch den Klimawandel zu. Davon sind besonders unsere Städte betroffen, weil sie eine hohe Bevölkerungsdichte und wertvolle Sachwerte auf engem Raum haben.

Die Problematik ist Ihnen allen bekannt, lassen Sie uns also über Lösungen sprechen.

Durch das Klimaanpassungsgesetz und die Deutsche Klimaanpassungsstrategie ist es nun verpflichtend, sich mit den Risiken von Extremwetterereignissen auseinanderzusetzen.

Die Deutsche Klimaanpassungsstrategie zeigt, welche Fachbereiche betroffen sind und wie sie gemeinsam zu einer resilienten Stadt beitragen können. Es gibt noch viel zu tun im Bereich der Planungen und Gesetze, aber mit dem Klimaanpassungsgesetz und der Deutschen Klimaanpassungsstrategie haben wir wichtige Pflöcke eingeschlagen.

Das BMUKN unterstützt die Umsetzung mit gezielten Förderungen: Durch die DAS-Förderrichtlinien "Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels" (DAS) und "Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen" (AnpaSo) werden zum Beispiel Kommunen und soziale Einrichtungen unterstützt.

Ziel der DAS-Förderrichtlinie ist es, Kommunen zu helfen, die notwendigen Anpassungen frühzeitig, systematisch und nachhaltig umzusetzen. Mit der Unterstützung von Klimaanpassungsmanagerinnen und -manager sollen integrierte und nachhaltige Anpassungskonzepte entwickelt und umgesetzt werden.

Und mit der Förderrichtlinie "Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen" (AnpaSo) unterstützt das BMUKN soziale Einrichtungen dabei, sich systematisch und nachhaltig an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Das BMUKN unterstützt auch durch das von ihm finanzierte bundesweite Zentrum KlimaAnpassung (ZKA), das soziale Einrichtungen und Kommunen, wie Städte und Landkreise, bei der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen berät und den Austausch fördert.

Ein weiteres Beispiel ist der Wettbewerb "Blauer Kompass", der alle zwei Jahre innovative Lösungen für die Klimaanpassung auszeichnet und die Gewinner mit 25.000 Euro prämiert.

Widerstandsfähige und gesunde Ökosysteme schützen uns nicht nur vor Extremereignissen wie Hochwasser und Dürre, sondern auch vor überhitzten Innenstädten. Die Wiederherstellungsverordnung bietet uns daher eine bedeutende Chance, unsere Städte und Natur nachhaltiger zu gestalten.

Seit Sommer 2024 gilt die Wiederherstellungsverordnung. Sie ist schon jetzt verbindlich für Kommunen, Bundesländer und uns als Bund.  Besonders wichtig ist Artikel 8, der fordert, dass bis 2030 keine weiteren Stadtnaturflächen verloren gehen dürfen.

Ein zentrales Element, um die Natur zu reparieren, ist der Nationale Wiederherstellungsplan (NWP). Er wird derzeit vom BMUKN zusammen mit anderen Ressorts und den Ländern erarbeitet. Dieser Plan ergänzt und baut auf bereits bestehende Initiativen wie das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz und die Nationale Moorschutzstrategie.

Für den Erfolg ist es entscheidend, alle relevanten Akteure einzubinden. Die Bund-Länder-Koordinierungsgruppe zur Wiederherstellung ist dabei von zentraler Bedeutung. Auch die Öffentlichkeit und Stakeholder werden aktiv beteiligt, wie die 6.000 Teilnehmenden an der frühzeitigen Online-Beteiligung zeigen. Anfang 2026 planen wir einen Stakeholderdialog zur Stadtökologie, zu dem ich Sie bereits jetzt gerne einladen möchte.

Die Finanzierung bleibt eine Herausforderung, aber wir können auf bereits bestehende Programme wie das Förderprogramm Natürlicher Klimaschutz in Kommunen zurückgreifen, das aufgrund der hohen Nachfrage sogar aufgestockt wurde. Zudem haben wir mit der Förderrichtlinie zur Anpassung an den Klimawandel im urbanen Raum bereits wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Unser Zeitplan sieht so aus:

  • Ein Rohentwurf des Nationalen Wiederherstellungsplans wird Anfang 2026 an die Länder und Ressorts zur Prüfung übermittelt.
  • Im April startet die zweimonatige formelle Beteiligung der Öffentlichkeit am Entwurf des NWP und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich daran mit Iher Expertise beteiligen.
  • Im August 2026 soll dann das Kabinett darüber entscheiden, sodass der abgestimmte Entwurf spätestens 1. September 2026 fristgerecht an die Kommission gesendet werden kann.

Lassen Sie mich zum Abschluss der Stiftung Die Grüne Stadt für ihre wichtige Arbeit danken. Sie und Ihre Partner tragen maßgeblich dazu bei, das Thema Stadtgrün mit Expertise und Engagement voranzubringen.

Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche und inspirierende Konferenz mit vielen neuen Ideen und Kooperationen für die grüne Stadt der Zukunft.

Wir haben viel Arbeit vor uns, packen wir es an!

Vielen Dank!

Meldungen Informationen PDF

30. Weltklimakonferenz (COP30)

10. bis 21. November 2025 in Belém

02.12.2025 | Rede Klimaschutz
https://www.bundesumweltministerium.de/RE11574
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