Immer mehr Erneuerbare im heimischen Energiemix

05.08.2025
Solar- und Windkraftanlagen
Das Verhältnis der heimischen fossilen zu den erneuerbaren und sonstigen Energieträgern hat sich seit 2006 gedreht. Insgesamt bleibt die Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger dennoch hoch.

Ergebnisse der Energiegesamtrechnungen 2023

Das Verhältnis der heimischen fossilen zu den erneuerbaren und sonstigen Energieträgern hat sich seit 2006 gedreht – von drei Viertel zu ein Viertel auf ein Drittel zu zwei Drittel. Insgesamt bleibt die Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger dennoch hoch. Das Statistische Bundesamt hat die jüngsten Zahlen der Energiegesamtrechnungen für 2023 veröffentlicht.

Die Energiegesamtrechnungen zeichnen jährlich die Entwicklung des Aufkommens und der Verwendung von Energie gemessen in Terajoule nach. Sie bieten einen tiefen Einblick in Abhängigkeiten sowie Bedarfe der Wirtschaft und privater Haushalte nach dem sogenannten Inländerkonzept. Daneben dokumentieren die Rechnungen einen Stand des Umstiegs von fossilen auf erneuerbare Energieträger. Mit anderen Worten: Die Daten belegen, welche natürlichen Ressourcen – und auf nichts anderes ist die Energiegewinnung, um Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen zu halten, zurückzuführen – wie genutzt werden. Sie ermöglichen damit eine zielgerichtete umweltpolitische und administrative Steuerung von Transformationsprozessen.

Die unmittelbare Umweltentnahme, das Aufkommen, heimischer Energieträger entsprach 2023 einem Gegenwert von rund 3,4 Millionen Terajoule (Primär)Energie in Form von Stein- und Braunkohle (27 Prozent), Erdöl (2 Prozent), Naturgasen (4 Prozent), erneuerbaren Energien (61 Prozent) und übrigen Energieträgern (6 Prozent). Zur Bedarfsdeckung wurden zusätzlich knapp 9,4 Millionen Terajoule primäre und sekundäre Energieträger in Form von Steinkohle (9 Prozent), Erdöl (35 Prozent), Naturgasen (34 Prozent) und sonstigen Energieträgern wie zum Beispiel Strom (22 Prozent) zusätzlich importiert. Aus heimischer und importierter Primärenergie wurden zusammen knapp 6,9 Millionen Terajoule Energie über sekundäre Energieträger wie Kohleerzeugnisse, Mineralölprodukte, Gase, Strom und Fernwärme erzeugt (Umwandlungsausstoß) und an den Markt gebracht oder in betriebsinterne Prozesse eingespeist. Abzüglich exportierter Energiemengen und unter Berücksichtigung von Bereinigungsfaktoren bedeutete das einen Primärenergieverbrauch von 10,7 Millionen Terajoule. Der Primärenergieverbrauch ist die Summe der im Wesentlichen industriellen Eigenverbräuche, des Endenergieverbrauchs und der Umwandlungsverluste bei der Erzeugung von Sekundärenergieträgern. Der Primärenergieverbrauch kann verstanden werden als jener, der auf die Inanspruchnahme heimischer und globaler natürlicher Ressourcen zurückzuführen ist.

Ein genauerer Blick darauf, welche natürlichen Ressourcen zur Energiegewinnung beitragen, zeigt, dass die fossilen Energieträger seit 2006 ausnahmslos zurückgefahren werden konnten. Die heimische Förderung von Steinkohle, Erdöl und Naturgasen reduzierte sich zwischen 54 Prozent und 78 Prozent, beim Import von Steinkohle und Erdöl um 29 Prozent. Eingeführte Naturgase gingen nur um 2 Prozent zurück. Selbst im Vergleich zu 2022 wurden vielfach noch einmal Rückgänge deutlich im zweistelligen Prozentbereich registriert. Der Rückgriff auf heimische erneuerbare Energieträger hingegen stieg seit 2006 um 127 Prozent, bei den übrigen Energieträgern um 46 Prozent. Hier hat sich das Verhältnis zu den Fossilen aus der heimischen Gewinnung seit 2006 nahezu umgekehrt: War die heimische Energiegewinnung 2006 noch zu 74 Prozent von den fossilen Energieträgern geprägt, so waren es 2023 nur noch 33 Prozent – ein deutlicher Gewinn für die Umwelt. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der nationale Energiebedarf insgesamt angesichts des hohen Importanteils, der fast das Dreifache der heimischen Primärenergiegewinnung beträgt, weiterhin ganz maßgeblich nur aus fossilen Energieträgern befriedigt werden kann.

Auch zu den Anteilen der erneuerbaren und übrigen Energieträger jenseits der Fossilen geben die Zahlen Auskunft. Der Anteil der Windenergie hat sich seit 2006 auf zuletzt 510.000 Terajoule mehr als verdreifacht und erreichte 2023 knapp 17 Prozent. Noch höhere Wachstumsraten, jedoch auf niedrigerem Niveau, weist die Solarenergie auf. Mit 263.000 Terajoule hat sich ihr Beitrag mehr als vervierfacht und steuert auf 9 Prozent zu. Der Beitrag wasserbasierter erneuerbarer Energieformen schwankt seit 2006 zwischen rund 60.000 und 80.000 Terajoule, was zuletzt 2 Prozent bedeutete. Biomassebasierte Energieformen kommen trotz leichter Rückgänge zum Vorjahr wegen zuvor stetigen Wachstums auf einen Anteil von knapp 33 Prozent oder gut einer Millionen Terajoule.

Wechselt der Blick auf die Verwendungsseite, kristallisiert sich das verarbeitende Gewerbe als Hauptabnehmer (36 Prozent) der Primärenergie heraus. Knapp ein Drittel der dort abgenommenen Menge fließt in die Herstellung chemischer Erzeugnisse, knapp ein Sechstel in die Metallerzeugung und -bearbeitung. Diese exportorientierten Branchen sind besonders energieabhängig, haben ihre Verbräuche aber sowohl seit 2006 als auch noch einmal gegenüber 2022 deutlich reduziert. Vergleichbar gilt diese Reduktion für die Verkehrs- und Logistikbranche, die 2023 gut 9 Prozent Anteil am Primärenergieverbrauch hatte. Deutlich mehr als halbiert hat der Handel seit 2006 seinen Energieverbrauch. In die privaten Haushalte flossen knapp 36 Prozent der genutzten Primärenergie ab, beispielsweise für die Beheizung von Wohnungen, den Betrieb elektrischer Geräte oder die Nutzung von Kraftfahrzeugen.

Methodische Grundlage der Energiegesamtrechnung ist das System of Environmental-Economic Accounting – Central Framework (SEEA-CF) der Vereinten Nationen, das heißt das internationale methodische Rahmenwerk für Umweltökonomische Gesamtrechnungen. Die zugrunde liegenden Definitionen und Konzepte werden einheitlich auch in den anderen Gesamtrechensystemen (Luftemissionsrechnung, Umweltschutzausgaben und so weiter) und in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verwendet. Für die Berechnung der Energieflüsse gegliedert nach Wirtschaftszweigen und privaten Haushalten bilden die Daten der Energiebilanzen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) die wichtigste Grundlage. Für die tiefere Gliederung werden vom Statistischen Bundesamt insgesamt 67 Wirtschaftszweige und die privaten Haushalte unterschieden, sodass neben der Energiebilanz weitere Datenquellen herangezogen werden müssen um die Daten aufzuschlüsseln. Ergebnisse und methodische Hintergrundinformationen sind untenstehend veröffentlicht.

05.08.2025 | Meldung Umweltinformation

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